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Subhuti (Alex Kennedy)

Neue Stimme einer alten Tradition

Sangharakshitas Darlegung des buddhistischen Wegs

438 Seiten, Br.
ISBN 978-3-929447-24-8
9,50 Euro [D und A] / 9,50 CHF (CH)

Kurzbeschreibung

Der Buddhismus ist in der Moderne angekommen. Seine spirituelle Vitalität zeigt sich in vielen Lebensbereichen. Sangharakshita gehört zur ersten Generation von Westlern, die in Asien die Kutte buddhistischer Mönche anlegten.
Als Schüler und Freund von Meistern der wichtigsten Überlieferungen lernte er Einheit und Vielfalt des Buddhismus aus erster Hand kennen. Seine Arbeit für die „friedliche Revolution der Ex-Unberührbaren“ – kastenlose Hindus, die zu Buddhisten wurden – zeigte ihm das gesellschaftsverändernde Potenzial des Buddhadharma. In den Westen zurückgekehrt, gründete er eine der erfolgreichsten buddhistischen Bewegungen in der modernen Welt – die Buddhistische Gemeinschaft Triratna.
Der bald 90jährige Sangharakshita steht im Ruf, liebgewordene Ansichten zum Buddhismus kritisch zu hinterfragen. Das gilt für seine eigenen, früheren Formulierungen ebenso wie für überlieferte Sichtweisen. Subhuti, einer seiner erfahrensten Schüler, stellt hier Sangharakshitas Darlegung des buddhistischen Wegs vor. Einige Schlüsselthemen:

  • Einheit und Vielfalt des Buddhismus
  • Sich entscheiden und verpflichten
  • Buddhismus als Pfad der höheren Evolution
  • Freundschaft und spirituelle Gemeinschaft
  • Eine neue Gesellschaft und Kultur
  • Kunst, Religion und eine spirituelle Psychologie

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

  1. Der Übersetzer
  2. Die Einheit des Buddhismus
  3. Die wahre Natur der Realität
  4. Zufluchtnahme
  5. Sangha – die spirituelle Gemeinschaft
  6. Der grundlegende ethische Kodex
  7. Spirituelle Freundschaft
  8. Ein System spiritueller Schulung
  9. Die neue Gesellschaft
  10. Auf dem Weg zu einer neuen, buddhistischen Kultur
  11. Eine neue Stimme

Anmerkungen, Hinweise zur Schreibung und Aussprache, Literaturangaben, Namens- und Sachregister, Adressen

Leseprobe

1) Die transzendente Einheit des Buddhismus
Der Buddhismus gründet auf der Erfahrung des Buddha von Erleuchtung oder bodhi, auf seiner direkten Schauung der wahren Natur der Dinge. Alle Buddhisten akzeptieren, dass der Buddha Erleuchtung erlangt hat. Alle stimmen darin überein, dass er den Weg zur Erleuchtung gelehrt hat. Die Buddhisten aller Schulen leiten ihre eigenen besonderen Lehren und Methoden letzten Endes von der erleuchteten Vision der Realität her, die der Buddha hatte: Alle ihre Lehren und Methoden zielen letztlich auf Erleuchtung hin. In dieser gemeinsamen Anerkennung der Erleuchtungserfahrung des Buddha als Quelle und Ziel ist die transzendente Einheit des Buddhismus begründet.
„Die doktrinären und die übrigen Unterschiede zwischen den Schulen werden nicht dadurch aufgelöst, dass man sie jeweils auf ihrer eigenen Ebene aufeinander oder allesamt auf einen begrifflichen Nenner zurückführt, sondern sie werden transzendiert, indem man sie auf einen Faktor bezieht, der, weil „über-logisch“, als gemeinsamer Bezugspunkt von einander widersprechender Behauptungen dienen kann.“ (Sangharakshita, Buddhadharma)
Dieser gemeinsame Nenner ist natürlich die Erleuchtung des Buddha. So einig sich die verschiedenen Schulen in ihrem höchsten Ursprung und Ziel auch sind, so sehr unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer Lehren und Methoden sowie ihrer Vorstellungen von Erleuchtung. Das wirft ein großes Problem auf: Wie können wir erkennen, welche Auffassungen echt buddhistisch sind und welche nicht? Nach welchem Kriterium lässt sich bestimmen, was Dharma ist? Um dieses Problem zu lösen, geht Sangharakshita auf die Worte des Buddha selber zurück. Nach den frühesten Schriften gab der Buddha eine ganz pragmatische Definition des Dharma, wie wir den Buddhismus als Pfad zur Erleuchtung zutreffender Weise nennen sollten. Sangharakshita beruft sich auf zwei wichtige Abschnitte aus dem Palikanon: Im ersten vergleicht der Buddha den Dharma mit einem Floß, mit dem ein Mann von einem Ufer, das „gefährlich und voller Furcht erregender Dinge“ ist, zum anderen Ufer übersetzt, das „sicher und frei von Furcht erregenden Dingen“ ist. Sobald er am anderen Ufer angelangt ist, hat er für das Floß keine Verwendung mehr.

2) aus dem Kapitel über spirituelle Freundschaft:
Auch wenn die buddhistische Überlieferung kein entwickeltes und systematisch ausgearbeitetes Lehrgebäude zum Thema Freundschaft hat, bezeugt sie ihre Wichtigkeit doch mit zahlreichen Belegen. Als seine wichtigste Quelle verwendet Sangharakshita eine bekannte Begebenheit aus dem Palikanon, in der Ananda, der vertraute Freund und Begleiter des Buddha, ihm gegenüber bemerkt, spirituelle Freundschaft (Sanskrit: kalyana­mitrata; Pali: kalyana­mittata) sei die Hälfte des spirituellen Lebens (Sanskrit: brahma­carya; Pali: brahma-cariya). Der Buddha antwortet im: „Sag das nicht, Ananda! Sag das nicht, Ananda! Sie ist das ganze spirituelle Leben, nicht nur seine Hälfte.“ Dann fügt er noch hinzu, dass jemand, der solche Freundschaft genießt, sämtliche Glieder des Achtfältigen Pfades entwickeln werde, bis hin zur Erleuchtung selbst. Kalyana­mitrata ist hiernach also das Mittel zur Befreiung von allem Leiden. Einige neuere Gelehrte übersetzen kalyana­mitrata als „Freundschaft mit dem Schönen“ anstatt als „schöne“ oder „spirituelle Freundschaft“, doch dabei übersehen sie die übliche Verwendung des Ausdrucks im Buddhismus. Ein kalyana­mitra wird allgemein als spiritueller Freund verstanden, und damit ist eine Person gemeint, die auf dem Weg fortgeschrittener ist als man selbst und Anleitung, Führung und Unterstützung bietet. Kalyana­mitrata ist die abstrakte Form dieses Begriffs. Mitra bedeutet einfach „Freund“, während mitrata „Freundschaft“ ist. Kalyana ist ein bedeutungsreiches Wort, in dem moralische und ästhetische Qualitäten gleichermaßen anklingen: „schön, reizvoll, Glück verheißend, hilfreich, moralisch gut“. Es bedeutet deshalb „spirituell“ im Sinne der höheren menschlichen und übermenschlichen Tugenden.

3) aus dem Kapitel über die neue Gesellschaft:
Der Buddha regte zum gesellschaftlichen Wandel an, indem er das Kastensystem angriff, die Menschen mahnte, die Vorsätze sowie den Rechten Lebenserwerb zu üben, und indem er den König dazu drängte, als dharma­raja zu regieren. Darüber hinaus gründete er inmitten der allgemeinen Gesellschaft eine Modellgesellschaft. Er gründete einen Sangha oder Orden, der „in sehr kleinem Maßstab ... eine Art Vorwegnahme dessen [ist], wohin sich die gesamte Gesellschaft im weiteren Verlauf der menschlichen Evolution entwickeln könnte“ (Sangharakshita, Sehen, wie die Dinge sind). Dieser Orden bot nicht nur eine Blaupause für die Zukunft, sondern auch eine Grundlage, von der aus man die übrige Gesellschaft verwandeln konnte.
„Wir könnten sagen, vermutlich habe der Buddha die Gesellschaft unter dem Aspekt des Sangha betrachtet, weil er den Sangha wachsen sehen wollte. Der Sangha war die neue Gesellschaft des Buddha, die inmitten der alten existierte und sie nach und nach übernahm oder zumindest – in Indien einige Jahrhunderte lang – sehr stark beeinflusste.“ (Sangharakshita in einer Diskussion)
Sangharakshita erkennt somit in den Lehren und Taten des Buddha ein bestimmtes ökonomisches, soziales und politisches Programm, wie es zu seinen Lebzeiten angemessen war. Dieses Programm zielte letztlich darauf ab, die Gesellschaft im Einklang mit ethischen Prinzipien und den Bedürfnissen sich entwickelnder Individuen vollständig umzugestalten. Dies ist auch der Kern von Sangharakshitas eigener Vision gesellschaftlichen Wandels. Gestützt auf die vom Buddha aufgestellten Prinzipien entwickelte er eine Vision der kollektiven Seite des spirituellen Lebens, die mit der viel komplexeren Natur der modernen Welt rechnet. Seine sozialen, ökonomischen und politischen Vorstellungen sind insofern ganz und gar traditionell; sie stellen eine moderne Anwendung und nicht etwa eine modernistische Umdeutung der Prinzipien des Buddha vor.
„Ich glaube, dass ich mich bei all meinen Darlegungen des Buddhismus nur sehr wenig von nicht-buddhistischem oder weltlichem Gedankengut habe beeinflussen lassen. Ich habe bloß über die Tragweite der buddhistischen Lehren selbst nachgedacht.“ (Sangharakshita in einer Diskussion) Bevor wir seine Vorstellungen im Einzelnen untersuchen, müssen wir uns noch einmal den Gründen zuwenden, weshalb die sich entwickelnden Individuen nicht nur ihre eigene Veränderung, sondern auch die der Welt berücksichtigen müssen. Wir haben festgestellt, dass wir schon aus Eigeninteresse versuchen sollten, unser Umfeld zu verändern, weil es einen mächtigen Einfluss auf unseren Geist hat.