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Sangharakshita

Mensch? Gott? Buddha

Leben jenseits von Gegensätzen

184 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-929447-06-4
5,00 Euro [D] / 5,20 Euro [A] / 9,50 sFr

Presseecho

Kurzbeschreibung

"Wer ist der Buddha?" lautet die Ausgangsfrage dieses Buchs. Der Autor macht sofort deutlich, daß man sie nicht mit bloßen biographischen Daten beantworten kann. Denn schließlich ist die Frage nach dem Buddha auch die Frage nach uns selbst – nach dem, was jeder Mensch verkörpern und erreichen kann.

Um das zu verdeutlichen, greift Sangharakshita unterschiedliche Episoden aus dem Leben des historischen Buddha auf – alltägliche Ereignisse, existentielle Krisen, Begegnungen mit eher mythischen Wesen usw. Wir lernen die spirituelle Bedeutung dieser Ereignisse kennen und können dadurch für uns selbst die Schritte nachvollziehen, die der Buddha einst gegangen ist: Er war ein leidenschaftlicher, radikaler Wahrheitssucher, Sieger über innere und äußere Herausforderungen und ganz besonders ein warmherziger Lehrer und fürsorgender Freund. In seiner Offenheit für andere zutiefst menschlich, erscheint er in seiner unerschütterlichen Gewißheit manchen eher wie ein Gott. Genau betrachtet aber entzieht er sich jeder begrifflichen Festlegung und ist einfach nur der Buddha.
"Das Schöne an Veröffentlichungen wie dieser, die eine moderne Bearbeitung traditioneller Inhalte wagen: sie sind nicht nur lehrreich und spannend zu lesen, sondern fordern uns immer wieder zum Mitdenken und Überprüfen unseres eigenen kulturellen Gepäcks auf. Gesamtwertung: sehr lesenswert!", schreiben die Lotusblätter.

Inhaltsverzeichnis

  • Der Buddha und die Evolution (menschliche Entwicklung im evolutionären Kontext)
  • Der Weg zur Erleuchtung
  • Der Sieg des Buddha
  • Der Neue Mensch spricht – der Buddha beginnt zu lehren
  • Ein Mönch hat Durchfall – ein Beispiel aus dem Mönchsalltag
  • Blüten von Kuschinagara – sein Dahinscheiden

Autor(en)

Sangharakshita wurde 1925 in London geboren. Nach Kriegsende blieb er in Indien und wanderte mehrere Jahre als 'sadhu' auf den Spuren des Buddha, bis er sich im Grenzgebiet von Indien, Nepal und Tibet niederließ. 20 Jahre lang studierte und praktizierte er dort die Buddha-Lehre in ihren verschiedenen Traditionen. Wieder nach England zurückgekehrt, gründete er 1967 die Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens, eine inzwischen weltweit verbreitete Bewegung, mit dem Westlichen Buddhistischen Orden in ihrem Kern. Sangharakshita gilt als einer der wichtigsten Lehrer im Westen. Seine Bücher sind in 13 Sprachen übersetzt.

Leseprobe

1) Der – soweit wir wissen – erste Sieg des Buddha wird gewöhnlich als sein ,Aufbruch' vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit beschrieben. Dieses Ereignis als einen Sieg zu betrachten, mag ungewöhnlich erscheinen, aber genau das war es. Stellen Sie sich einmal vor, Sie selbst wären Sohn oder Tochter reicher Eltern in einer hohen sozialen Stellung mit dem entsprechenden Prestige. Stellen Sie sich vor, Sie seien jung, gesund und sähen gut aus. Außerdem seien Sie glücklich verheiratet und hätten vielleicht ein Kind. Hätten Sie es dann leicht gefunden, das alles aufzugeben? Wären Sie dazu fähig gewesen, für etwas ,aufzubrechen', das Sie noch nicht einmal kennen, um der ,Wahrheit' willen oder um etwas ,Höheres' zu finden, etwas jenseits von allem, was Sie bisher erlebt oder sich vorgestellt haben? Genau das ist es, was Siddhartha, der spätere Buddha, tat.

Zuletzt führte ihn sein Weg an den Fuß des Bodhibaums. Wie wir schon gehört haben, setzte er sich dort nieder und wurde von Mara und seiner Streitmacht angegriffen.

Wer oder was aber ist Mara? Ich habe schon erwähnt, wie der Sieg über Mara in der buddhistischen Kunst dargestellt wird. Nun aber möchte ich etwas näher darauf eingehen, was Mara denn bedeutet – auch wenn die Symbolik, die wir in den Darstellungen finden, eigentlich für sich selbst spricht. Denn wer nicht begreift, wofür er steht, kann den tieferen Sinn des mara-vijaya, also des Siegs des Buddha über Mara, nicht wirklich verstehen.

2) Bisher haben wir den Buddha vor allem innerhalb der zeitlichen Dimension kennengelernt. Wir haben seine Geburt, die Erleuchtung, seinen Tod, sein geschichtliches Dasein betrachtet. Genau genommen haben wir uns dabei im Rahmen des Evolutionsmodells bewegt, das wir im ersten Kapitel eingeführt haben. Dieses Modell beschreibt spirituellen Fortschritt innerhalb von Raum und Zeit. Doch ist das nur eine Art, die Wirklichkeit zu betrachten. Ebensogut wie aus dem Blickwinkel der Zeit können wir den Buddha vom Standpunkt der Ewigkeit aus betrachten.

Die Schwierigkeiten einer Buddha-Biographie bestehen darin, daß wir es eigentlich mit zwei ganz verschiedenen Menschen zu tun haben, nämlich zunächst mit Siddhartha und dann mit dem Buddha. Das zentrale Ereignis der Erleuchtung bildet dabei eine Scheidelinie. Eine Orientierung an biographischen Fakten erweckt aber den Eindruck, als reiche sein früheres Leben einfach bis an diesen Punkt, von dem an er dann für den Rest seines Lebens mehr oder weniger derselbe wie vorher bliebe – außer daß er nun eben erleuchtet wäre. Doch selbst wenn wir damals gelebt hätten, wären wir wahrscheinlich kaum klüger aus ihm geworden. Hätten wir beispielsweise den Buddha ein paar Monate vor seiner Erleuchtung getroffen und einige Monate danach wieder, dann wäre uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Unterschied an ihm aufgefallen. Wir hätten denselben Körper gesehen und wahrscheinlich auch dieselbe Kleidung. Er sprach dieselbe Sprache und hatte dieselben allgemeinen Merkmale. Diese Tatsache läßt uns glauben, die Erleuchtung des Buddha sei nur eine Art letzter Schliff einer Veränderung, die sich über einen langen Zeitraum hinweg vollzogen hatte. Wir sehen Erleuchtung gewissermaßen als das letzte Sandkorn, das die Waagschale zum Kippen brachte, oder das letzte Teil eines Puzzles – jenen winzigen Unterschied, der alles anders werden ließ. In Wirklichkeit verhält es sich aber überhaupt nicht so, nicht im allermindesten.

Ob es um die Erleuchtung des Buddha oder eines anderen gehen mag, sie verkörpert den "Schnittpunkt des zeitlosen Augenblicks". Diesen Vergleich von T.S. Eliot müssen wir ein wenig abwandeln, weil genau genommen nur Linien sich schneiden können. Zeit ist zwar durchaus linear darstellbar, Zeitloses dagegen – Ewigkeit – ist es nicht. Deshalb wird es besser sein, wenn wir uns Zeit als eine Linie vorstellen, die an einem bestimmten Punkt einfach abbricht und sich in eine andere Dimension hinein auflöst. Um ein etwas abgedroschenes, aber (wenn man es nicht allzu wörtlich nimmt) brauchbares Bild zu nehmen: Es ist wie das Einmünden eines Flusses ins Meer. Der Fluß symbolisiert die Zeit, das Meer die Ewigkeit. Das Bild läßt sich sogar noch ein wenig weiterführen. Stellen Sie sich vor, das Meer, in das der Fluß mündet, liegt knapp über dem Horizont. Von Ihrem Standort aus sehen Sie, wie der Fluß in Richtung Horizont fließt, das Meer aber, in das er mündet, ist für Sie nicht sichtbar, und so scheint es, als fließe das Wasser ins Nichts, in eine Leere. Der Fluß hört am Horizont einfach auf, weil das der Punkt ist, an dem er in die neue Dimension eintritt, die Sie nicht mehr sehen können.

Dieser Punkt nun markiert das, was wir ,Erleuchtung' nennen. Zeit hört an der Schwelle zur Ewigkeit einfach auf; auf Zeit ,folgt' sozusagen Ewigkeit. Siddhartha verschwindet wie jener Fluß am Horizont, und der Buddha tritt an seine Stelle. So sieht es natürlich vom Standpunkt der Ewigkeit aus. Aus dem Blickwinkel der Zeit betrachtet, wird oder entwickelt sich Siddhartha zum Buddha. Vom Standpunkt der Ewigkeit aus dagegen hört Siddhartha einfach auf zu sein, und da ist der Buddha – den es schon immer gab.